Hier findet sich die erste Nachricht, daß er spätestens 1544 den systematischen Aufbau einer Bibliothek in Angriff nahm und dafür gezielt nach Informationen zu den vor allem anzuschaffenden Titeln suchte. Auch in den Folgejahren äußerte der Pfalzgraf immer wieder den Wunsch nach bibliographischer Handreichung in Form von Bibliotheksverzeichnissen und Literaturlisten. 1547 bekam er von Paul Fagius aus Straßburg eine Liste hebräischer Bücher zugeschickt. Im November desselben Jahres schrieb er an Theobald Billican in Marburg und erkundigte sich nach der Bibliothek des Klosters Fulda[28]. Dabei bat er ihn auch, sich dort vor allem nach einem Bibliotheksverzeichnis und nach alten Liturgica umzusehen. Wahrscheinlich gelangte das karolingische Katalogfragment aus Fulda in der Palatina (heute in Cod. Pal. lat. 1877) so durch Billican an Ottheinrich. | 2. Frühes Supralibros
Ottheinrichs,
1543
© Wolfgang Metzger 2005 |
Als die Universität am 15. April durch "iuramentum" versammelt war, habe ich [Rektor Wagemann] vorgetragen, daß der erlauchte Fürst Ottheinrich gnädig bitte, daß ihm die Benutzung der Bibliothek beim Hl. Geist durch die Universität eingeräumt werde, nur soviel zunächst, daß er den unvergleichlichen Schatz an Büchern, den er durch größte Anstrengungen und Kosten zusammengebracht habe, dort aufbewahren möge. Jener Erlauchte wolle auf seine Kosten einen Kasten[71] machen lassen, in dem die Universität unterdessen ihre Bücher, die auf Pulten liegen, aufbewahrt. Nachdem diese Bitte des Fürsten angehört worden war, kamen verschiedene Dinge zur Erörterung, schließlich aber wurde als richtig angesehen, daß einige Pulte jener Bibliothek der Benutzung durch den Fürsten eingeräumt werden sollen, in die er zunächst seine Bücher legen möge. Unsere Bücher aber sind von diesen Pulten zu entfernen und in den Kasten zu legen. Zudem hat jene Hoheit darum gebeten, daß ihm erlaubt werde, den Eingang der Bibliothek so mit Schlössern zu sichern, daß niemand anderes als er und diejenigen, die er damit beauftragt, die besagte Bibliothek betreten können, so lange wie seine Bücher an jenem Ort untergebracht seien,[72] welche Bitte die Universität aus Gründen gewährt hat. |
Bevor
er zum Kurfürsten gemacht
wurde, verabscheute
der Fürst Friedrich die Großartigkeit und den Aufwand, die
sein Bruder Ludwig
bei der Erneuerung des Heidelberger Schlosses betrieb[73]
und er versprach, daß er diese Mittel zu anderen, wichtigeren
Verwendungen
umwidmen würde. Als jedoch der Bruder tot war und er zur
Kurwürde gelangte,
begann er schon bald noch Größeres und ordnete vor allem an,
das alte Gebäude
[an der Stelle], wo das Heiligtum der Jetta war,[74]
mit größtem Aufwand zu erneuern.[75]
Zur Benutzung als Bibliothek ließ er eine geschmackvoll
gestaltete und große
Kammer bauen. Die Spitze des benachbarten Turmes,[76]
vom Bruder zuvor errichtet, ließ er abtragen. Dieses Gemach
wandelte er später,
nachdem es vollendet war und als er seine Meinung geändert hatte,
von der
Bibliothek zur Benutzung durch die "Finanzverwaltung" um und er
ließ
im besagten Turm eine große Glocke aufhängen. |
Der
Kurfürst Ottheinrich hat
später die Bibliothek aus geringen Anfängen, zum Nutzen
ebenso wie zum Schmuck
der Universität, nicht nur vergrößert, sondern fast
schon neu gegründet. Um
diese zu erweitern, befahl er, daß geeignete Männer in
Frankreich und Italien
nach Handschriften und seltenen Exemplaren verschiedener Schriftsteller
suchen
sollten, vor allem solchen, die zum Beleg der wahren Religion beitragen
könnten, und er hat diese Bücher unter großen Kosten
erworben. Dazu kamen noch
die besseren und schöneren Bände, die man in den
Klöstern der Pfalz vorfand.
(...). Schon Kurfürst Friedrich II. hatte der Bibliothek einen
geschmackvoll gestalteten
und großen Raum[79]
im Heidelberger
Schloß bereitet, wo sein erster Sitz auf engerem Raum war. Da er
[Friedrich]
diesen Raum aber einer andere Nutzung durch den Hof
überließ, hat sein
Nachfolger Ottheinrich der Bibliothek einen Platz in der Stadt
bereitet, nicht
weit von der Kanzlei, an den er auch mit dem Wagen fahren konnte, da er
schweren Leibes war. Dies alles hat ihm jedoch sein baldiger Tod
genommen. Bis
zu diesem Zeitpunkt war die Reformation der Pfälzer Kirche durch
Ottheinrich in
der unteren Pfalz am Rhein durchgeführt, nicht anders war es in
der bayerischen
Oberpfalz. |