© Wolfgang Metzger 2006

Ein unvergleichlicher Schatz an Büchern“*
Ottheinrich von der Pfalz und die "Bibliotheca Palatina"

Wolfgang Metzger

(leicht überarbeitete Fassung, Stand: Okt. 2005)


 

Bibliotheca Palatina

Die Bedeutung und der Ruhm der Bibliothek Ottheinrichs von der Pfalz (1502-1559) beruht nicht zuletzt darauf, daß sie einen ganz wesentlichen Baustein zu jener Bibliotheca Palatina darstellte, die im späteren 16. Jahrhundert und bis zu ihrer Wegführung im Jahr 1623 als wichtigste deutsche Bibliothek gelten konnte.[1] So schrieb Joseph Scaliger in einem Brief an Jan Gruter, er schätze die Palatina sogar höher als die Vatikanische Bibliothek. Als geistiger Hort des Protestantismus, vor allem aber als kaum zu erschöpfende Fundgrube an antiken und mittelalterlichen Texten wie auch an historisch bedeutsamen Schriften wurde dieser reiche Bestand in seiner späten Heidelberger Zeit eifrig genutzt.

Unter Bibliothekaren wie dem Gräzisten Wilhelm Holtzmann (1532-1576), besser bekannt unter dem Namen ‘Xylander’,[2] dem Dichter Paulus Melissus (1539-1602) und nicht zuletzt dem unermüdlichen Herausgeber lateinischer Klassiker Jan Gruter (1560-1627) sah dieser Heidelberger Bücherhort eine Hochblüte, die den Verlust wohl umso schmerzlicher empfinden ließ. Spielen die umfangreichen Editionen Gruters – Plautus, Livius, Cicero, Seneca, um nur einige zu nennen – heute auch kaum mehr eine Rolle, so waren sie doch zu ihrer Zeit wichtig und berühmt. Zusammen mit anderen Publikationen, etwa des gelehrten Heidelberger Druckers Commelin prägten sie nicht nur das Ansehen der Palatina, sondern indirekt auch den Ruf der in sie eingegangenen Büchersammlung Ottheinrichs. Die noch heute berühmten Zimelien aus dem Besitz des Fürsten wie der Vergilius Palatinus, der leider beim Druck verloren gegangene Codex der Selbstbetrachtungen Marc Aurels[3] oder das aus Speyer erworbene Itinerarium Antonini taten ein übriges. Doch welchen Stellenwert hatten Ottheinrichs Bücher in dieser Schatzkammer des Humanismus und wie kam es zu ihrer Vereinigung mit der Bibliothek des Heiliggeiststiftes und der "älteren Schloßbibliothek", dem eigentlichen Gründungsakt der Palatina?
1.  Heidelberg, Heiliggeistkirche, Bibliotheksempore   
© Wolfgang Metzger 2005  
Heidelberg, Heiliggeistkirche, Bibliotheksempore
Die Palatina, wie sie 1623 über München nach Rom transportiert wurde, war schließlich weit mehr, als Ottheinrich zu seiner Zeit besessen hatte. Die bereits erwähnten Bibliothekare hatten durchaus an der Vervollständigung und Aktualisierung der Bestände gearbeitet. Einige wenige Spuren ihrer Erwerbungstätigkeit in Form von Desideratenlisten und Notizen zum Ankauf bei der Frankfurter Messe aus der Zeit Gruters haben sich unter den lateinischen Handschriften im Vatikan erhalten. Eine außerordentlich qualitätvolle Bibliothek war 1584 aus dem Nachlaß Ulrich Fuggers in die Palatina eingegangen, nachdem sie schon seit dessen Übersiedlung von Augsburg nach Heidelberg im Jahr 1567 mit dieser zusammen auf den Emporen der Heiliggeistkirche aufgestellt worden war. Mit den Manuskripten aus dem Besitz Giannozzo Manettis verfügte Ulrichs Sammlung über einen ansehnlichen Bestand an Texten des italienischen Quattrocento – zumeist in hochwertiger Ausstattung. Fugger hatte weitere Bibliotheken erworben, so die seines Freundes Achilles Pirmin Gasser († 1577), den sein Biograph Melchior Adam als 'Bücherschwelger' bezeichnete, sowie die Bücher des kurfürstlichen Rates und Historikers Justus Reuber – mit unter anderem 210 Handschriften.[4] Vor allem aber kamen durch Ulrich Fugger zahlreiche Klassikertexte in die Heidelberger Bestände, darunter auch solche in griechischer Sprache. Schließlich ist darauf hinzuweisen, daß die 1623 abtransportierten Bücher keineswegs alle aus der Palatina stammten, wie sie auf den Emporen der Heiliggeistkirche aufgestellt war. Die deutschen Handschriften, die heute den Heidelberger Bestand der Palatini germanici bilden, kamen wohl überwiegend vom Schloß. Zudem wanderten die Bücher des Heidelberger Sapienzkollegs und auch privater Buchbesitz, etwa der des bereits genannten Gelehrten und Bibliothekars Jan Gruter, in die Transportkisten.[5]

Der Beitrag Ottheinrichs

Den genauen Umfang von Ottheinrichs Beitrag zum Buchbestand der Bibliotheca Palatina kennen wir nicht. Von den rund 6600 Bänden im Inventar der Schloßbibliothek von 1556 stammen nur einzelne nachweislich aus seinem Besitz. Der größte Teil seiner Neuburger Kammerbibliothek von rund 390 Titeln aber ging auch wieder dorthin zurück. Die Inventare von 1556 und 1566 dokumentieren dies recht detailliert.[6] So bleiben die Handschriften und Drucke, die er vor allem zwischen 1544 und 1552, also in der Zeit seines Exils in Heidelberg und Weinheim, gesammelt hatte – darunter so wichtige Bestände wie die Handschriften des Klosters Lorsch – und natürlich die Neuerwerbungen der Kurfürstenzeit. Da Ottheinrich jedoch ab 1556 auch viele Bände der von ihm vorgefundenen älteren Schloßbibliothek mit seinen charakteristischen Einbänden versehen ließ, erscheint sein eigener Anteil leicht umfangreicher als er war. Dazu kommt die Tatsache, daß die heute noch in Rom und Heidelberg erhaltenen Bände der Palatina vor dem Transport über die Alpen fast alle ihrer ursprünglichen schützenden Hüllen beraubt wurden, um Gewicht zu sparen. So wurden die historischen Einbände zerstört – bis auf die Ottheinricheinbände und wenige andere. Wohl aufgrund der Instruktion, Provenienzhinweise nach Möglichkeit zu erhalten, hat man die Bände mit dem auffälligen Supralibros verschont. So könnte man heute in der Tat den Eindruck bekommen, daß der größte Teil der Palatina – soweit nicht offensichtlich später entstanden – auf Ottheinrich zurückgehe. Da sich bei einem ganz erheblichen Anteil der Bücher die Provenienz überhaupt nur unzureichend klären läßt, ist man oft auf Schätzungen und Vermutungen angewiesen. Lediglich bei den vor 1556 datierten Ottheinricheinbänden kann man gefahrlos davon ausgehen, daß sie eigene Erwerbungen zieren. Der gesamte persönliche Buchbesitz Ottheinrichs wird zumeist mit etwa 1000 Bänden beziffert.[7] Zieht man die nach seinem Tod nach Neuburg zurückgegangenen und die versprengten Bände ab, blieben also gut 600 für die Palatina.

Die bloße Zahl ist es daher nicht, die den besonderen Rang von Ottheinrichs Sammlung ausmacht, viel eher schon diejenigen Stücke, die sonst nirgens zu finden waren. Zum Beispiel eine Sammlung von 15 orientalischen Handschriften, darunter der erste in Deutschland nachweisbare äthiopische Codex. Durch die Vermittlung des kurpfälzischen Rates Andreas Masius war es dem Kurfürsten gelungen, die Manuskripte aus dem Besitz Guillaume Postels (1510-81) zu erwerben, eines französischen Gelehrten, der im Auftrag von König Franz I. die Türkei und Palästina bereist hatte.[8] Die arabischen Texte bildeten später die Grundlage für Jakob Christmanns ‘Alphabetum Arabicum’ von 1582. Nicht zuletzt sind es aber die zahlreichen mittelalterlichen Handschriften, die unser besonderes Interesse beanspruchen.

Vereinigung der Bibliotheken in der Heiliggeistkirche

Wie kommt es nun, daß wesentliche Teile der älteren Heidelberger Schloßbibliothek und die von Ottheinrich erworbenen Büchern mit der schon seit dem 15. Jahrhundert existierenden Bibliothek des Heiliggeiststiftes vereinigt wurden und somit der Grundstock jener vielzitierten "Mutter aller Bibliotheken" werden konnten? Wenn Heinrich Alting (1583-1644) in seiner Geschichte der Pfälzischen Kirchen berichtet, Ottheinrich habe die Bücherbestände der Universität aus schmalen Anfängen nicht nur vergrößert, sondern praktisch neu begründet, so bezieht er sich klar auf diese Bibliothek, nicht auf die daneben auch existierenden Buchbestände der oberen und unteren Fakultäten.[9] Er berichtet von der Erneuerung des Bibliotheksraumes im Schloß durch Friedrich II. – auf der Grundlage von Hubert Thomas Leodius, dessen Biographen[10] – und kommt schließlich zur Auslagerung der Schloßbibliothek unter Ottheinrich. Da Friedrich den Bibliotheksraum im Schloß nach seiner Fertigstellung dann doch anderweitig habe nutzen lassen, habe sein Nachfolger für die Bücher einen Ort unten in der Stadt bereitet, nicht weit von der Kanzlei, wohin der beleibte Kurfürst auch im Wagen fahren konnte. Sein früher Tod habe Ottheinrich aber um die Früchte seiner Mühen betrogen.[11]

Nun sind diese Nachrichten leider weder so genau noch so eindeutig, wie wir uns das heute wünschen würden, auch kann der 1583 geborene Alting wohl kaum als Zeitgenosse gelten. Wilken zitierte in seiner immer noch nützlichen Geschichte der Heidelberger Bibliotheken von 1817 die Mitteilung Altings und referierte dessen Bericht in fast wörtlicher Übersetzung.[12] Allerdings unterlief ihm dabei eine kleine Ungenauigkeit und so interpretierte er den letzten Teil des angeführten Satzes nicht ganz korrekt: Ottheinrich habe in der Stadt, bei der Kanzlei einen kompletten Bibliotheksneubau geplant, dieser sei dann jedoch wegen seines Ablebens nicht mehr zustande gekommen. Dies steht so nicht bei Alting. Vielmehr berichtet dieser, daß Ottheinrich die Bibliothek in der Stadt etabliert hatte, bevor ihm der Tod dies alles aus der Hand nahm, ihn also um den Lohn seiner Mühe brachte.[13] Ebenso ist die verbreitete Ansicht in Frage zu stellen, daß im Schloß eine neue Bibliothek gebaut werden sollte und die Bände nur bis zu deren Fertigstellung ausgelagert wurden. Lediglich durch den frühen Tod Ottheinrichs sei die Palatina dann in der Heiliggeistkirche geblieben. Eine Quellengrundlage hierfür findet sich nicht. Was Alting schreibt ist lediglich, daß die Bibliothek vom Schloß an einen Ort in der Stadt, nicht weit von der Kanzlei gebracht wurde, wohin Ottheinrich im Wagen fahren konnte. Diese Beschreibung trifft auf die Heiliggeistkirche zweifellos zu.

Die Vorgeschichte der Verlegung der älteren Heidelberger Schloßbibliothek schnitt Alting ebenso an, stützte sich dabei jedoch ganz auf Hubert Thomas aus Lüttich, den Sekretär und Biographen Friedrichs II., des Vorgängers Ottheinrichs im Amt des Kurfürsten. Die Lebensbeschreibung Friedrichs ist erhalten, wir können sie somit direkt befragen.[14] Leodius berichtet von der Errichtung des "Gläsernen Saalbaus" unter Friedrich II. und der dortigen Einrichtung eines ansehnlichen Bibliotheksraumes. Die Wortwahl Altings, der zumindest die Räume in wahrscheinlich nur wenig veränderter Gestalt kennen konnte, legt für die Lage dieser Bibliothek ein Obergeschoß nahe.[15] Als der Bau jedoch vollendet war, änderte Friedrich seine Meinung und ließ den Raum nicht als Bibliothek nutzen, sondern quartierte dort seine "Finanzverwaltung" ein. Wann genau dies geschah, wird nicht gesagt, es dürfte sich jedoch zwischen 1550, dem Jahr eines Briefes, in dem berichtet wird, die "liberei" im neuen Schloßgebäude Friedrichs solle bald verfertigt werden,[16] und dem Tod des Fürsten im Februar 1556 abgespielt haben. Die Sinnesänderung Friedrichs ging somit dem Regierungsantritt Ottheinrichs nur um weniges voraus. Der abgebrochene Anlauf zur Einrichtung einer neuen Schloßbibliothek war noch in frischer Erinnerung. Leider wissen wir weder über die Beweggründe des Onkels noch über die des Neffen in dieser Angelegenheit Konkretes. Ottheinrichs besonderes Interesse an den sehr ansehnlichen Buchbeständen des Schlosses war nur allzu offensichtlich, während für Friedrich kaum besondere Neigungen in dieser Hinsicht belegt sind.[17] Obgleich der Neffe und sein früherer Vormund sich in diesen Jahren durchaus nicht immer "grün" waren, dürften sie doch über die jeweiligen Vorhaben des anderen zumindest in Umrissen Bescheid gewußt haben. So könnte Friedrichs Sinneswandel den Hintergrund haben, daß er prinzipiell Kenntnis hatte von den ganz anderen Plänen seines Nachfolgers hinsichtlich der Bibliothek.

Für die Zusammenführung der "Grundbausteine" der Palatina liegt noch ein weiteres, höchst interessantes Zeugnis jener Jahre vor.[18] Die Universitätsakten nämlich berichten unter dem 15. April 1553 von Beratungen über einen Antrag Ottheinrichs, der seine Heidelberger Bücherschätze auf der Bibliotheksempore der Heiliggeistkirche unterbringen wollte, zusammen mit der dortigen Bibliothek des Heiliggeiststiftes.[19] Dies ist unter anderem vor dem Hintergrund der Rückkehr Ottheinrichs in sein Fürstentum Pfalz-Neuburg und der erneuten Regierungsübernahme zu sehen.[20] Zunächst für die Zeit seiner Abwesenheit von Heidelberg, zwischen Frühjahr 1552 und der wahrscheinlich bald erfolgenden Rückkehr als Kurfürst, wollte er die kostbaren Bände, die er gesammelt hatte – darunter einzigartige Handschriften, etwa aus dem Kloster Lorsch[21] – an diesem Ort gut untergebracht und gesichert sehen. Obgleich Ottheinrich 1553 über eine Wohnung mit weiteren Räumlichkeiten beim Spital, am späteren Kornmarkt, verfügte und auch Räume im Schloß benutzen konnte,[22] wollte er die mit Eifer und Hingabe gesammelten Bücher mit den Bänden der Universität in der Heiliggeistkirche aufbewahren lassen. Unter anderem sollten hierfür die Schlösser an den Zugangstüren erneuert und die Zugangsberechtigung neu geregelt werden. Dabei ist wohl davon auszugehen, daß der Zutritt restriktiver gehandhabt wurde als zuvor, und daß es Absprachen mit der Universität hinsichtlich der weiteren Benutzbarkeit ihrer Buchbestände gab. Der "unvergleichliche Schatz an Büchern, den er durch größte Anstrengungen und Kosten zusammengebracht habe" wie Rektor Wagemann, vermutlich mit Bezug auf ein vorausgehendes Schreiben Ottheinrichs, formulierte, war also bereits dort, als 1556 Bestände der Schloßbibliothek ebenfalls auf die Bibliotheksempore gebracht wurden. Und obwohl das Schloß wohl durchaus Raum geboten hätte, um die besagten rund 6600 Bände angemessen zu beherbergen, läßt Ottheinrich auch diese Schätze, von denen er im übrigen bereits 1550 ein Verzeichnis angelegt hatte[23], zum größeren Teil (s.u.) auf der Bibliotheksempore von Hl. Geist zusammenbringen und so mit den dort bereits befindlichen beiden Büchersammlungen vereinen.[24]

Warum aber sollte der durch seinen Leibesumfang und eine angeschlagene Gesundheit nicht mehr sehr bewegliche Kurfürst die Schloßbibliothek und seine eigene Sammlung kostbarer Bände auf eine nur mühsam über enge Treppen zu erreichende Kirchenempore[25] bringen lassen? Verständlich wird diese Entscheidung erst, wenn man sie im größeren Zusammenhang mit Ottheinrichs schon lange vorher greifbarem Projekt des Aufbaus einer großen, für weitere Kreise offenstehenden Bibliothek sieht.[26]

Ottheinrichs Bibliotheksprojekt

Daß Ottheinrich wohl in der ersten Hälfte der 40er Jahre planvoll damit begonnen hatte, eine Bibliothek aufzubauen, erfahren wir aus einem Schreiben Martin Bucers aus Straßburg an Heinrich Bullinger in Zürich vom 31. Oktober 1544: Bucer ersucht darin Bullinger, er möge von Conrad Gesner die bereits gedruckten Teile seiner "Bibliotheca universalis" – der ersten internationalen Allgemeinbibliographie – für Herzog Ottheinrich erbitten. Dieser lege eine Bibliothek an und wolle aus dem Werk erfahren, welche Bücher er hierfür erwerben soll. Im übrigen widme sich der künftige Kurfürst jetzt ganz der Reformation[27].
Hier findet sich die erste Nachricht, daß er spätestens 1544 den systematischen Aufbau einer Bibliothek in Angriff nahm und dafür gezielt nach Informationen zu den vor allem anzuschaffenden Titeln suchte. Auch in den Folgejahren äußerte der Pfalzgraf immer wieder den Wunsch nach bibliographischer Handreichung in Form von Bibliotheksverzeichnissen und Literaturlisten. 1547 bekam er von Paul Fagius aus Straßburg eine Liste hebräischer Bücher zugeschickt. Im November desselben Jahres schrieb er an Theobald Billican in Marburg und erkundigte sich nach der Bibliothek des Klosters Fulda[28]. Dabei bat er ihn auch, sich dort vor allem nach einem Bibliotheksverzeichnis und nach alten Liturgica umzusehen. Wahrscheinlich gelangte das karolingische Katalogfragment aus Fulda in der Palatina (heute in Cod. Pal. lat. 1877) so durch Billican an Ottheinrich. Supralibros von 1543
2. Frühes Supralibros Ottheinrichs, 1543            
© Wolfgang Metzger 2005            

Auch Caspar Hedio schickte Ottheinrich, zusammen mit der ihm gewidmeten Übersetzung von Platinas Papstgeschichte, ein "Libel" mit der Bücherliste für einen Grundstock zu der im Aufbau befindlichen Bibliothek des Fürsten. Die umfangreiche Vorrede Hedios zu dieser Übersetzung von 1546 stimmt nicht nur das "Hohe Lied" der Bibliotheken an, etliche Passagen lesen sich wie ein Programm für Ottheinrichs Aktivitäten als Sammler und Mäzen von Büchern in den kommenden Jahren[29]. Noch in Ottheinrichs Testament finden sich diesbezüglich Formulierungen, die fast wörtlich von Hedio übernommen wurden.[30] Das Projekt des planvollen Aufbaus einer Bibliothek, zunächst für die "Pastores", die protestantischen Seelsorger, mit der grundlegenden Literatur in Latein, Griechisch und Hebräisch, aber auch für die Nachwelt und schließlich für die breitere Öffentlichkeit mit guten Übersetzungen der wichtigsten Literatur ins Deutsche war, Hedios Formulierungen zufolge, schon Gesprächsthema bei seinem Besuch bei Ottheinrich in Heidelberg im Vorjahr – also 1545. Seine nun gewidmete Übersetzung stellt er explizit in den Kontext dieses Vorhabens. Wenn Ottheinrich zum Jahreswechsel 1547/ 48 von Conrad Peutingers Sohn ein Verzeichnis von dessen Bibliothek erbat[31], so ging es ihm nach eigener Aussage ebenfalls vor allem darum, zu erfahren, welche Bücher es vor allem wert waren, erworben zu werden. Gerade weil Ottheinrich selbst kein Gelehrter war, interessierte er sich brennend für die Zusammensetzung der Sammlungen bedeutender Köpfe.

Ein ganz wesentlicher Teil der Bestrebungen des exilierten Fürsten galt in dieser Zeit seinem großen Bibliotheksprojekt. So hat er 1550 die Heidelberger Schloßbibliothek Friedrichs II. durchgesehen und sich ein Inventar davon angelegt[32]. Dies dürfte allerdings weniger in den Bereich der bibliographischen Studien fallen – die Schloßbibliothek unter Friedrich war gerade keine systematisch angelegte und ausgebaute Sammlung, sondern ein Sammelbecken des Ererbten, Geschenkten und ad hoc Erworbenen. Auch die Suche nach Handschriften, die es wert waren, sie für sich abschreiben zu lassen, hätte kein Inventar erfordert sondern allenfalls eine Durchsicht. Viel wahrscheinlicher ist es, daß Ottheinrich hier nicht nur das Heidelberger Kurfürstentum im allgemeinen, sondern auch die Schloßbibliothek im besonderen als sein "wartends erb" betrachtet und sie bereits als Teil der von ihm projektierten großen Bibliothek eingeplant hat. Friedrich II. jedenfalls hat sich in seinen Briefen damals recht unmutig darüber geäußert, daß der Neffe seinen Tod wohl überaus ungeduldig erwarte.[33]

Bedenkt man Ottheinrichs über viele Jahre schon systematisch verfolgtes Bibliotheksprojekt, so ist es doch äußerst unwahrscheinlich, daß die Vereinigung dreier bedeutender Bücherbestände in Heiliggeist in den Jahren 1553 und 1556 lediglich auf ein kurzfristiges Platzproblem zurückzuführen sein sollte.

An dieser Stelle mag nun ein Blick über den engeren Rahmen der Pfälzer Geschichte hinaus angebracht sein. Sucht man nämlich nach vergleichbaren Bestrebungen bei den Zeit- und Standesgenossen Ottheinrichs, so stößt man unter anderem auf Albrecht von Preußen. Der lebhafte Briefwechsel des Hohenzollern mit dem pfälzischen Wittelsbacher aus den 30er Jahren drehte sich allerdings noch nicht um Bücher und Bibliotheken. Dennoch finden sich einige Jahre später gerade hier bemerkenswerte Parallelen.[34] Neben eng verwandten Interessengebieten, wie sie sich in den Kammerbibliotheken der beiden Fürsten spiegeln, finden wir bei beiden den planmäßigen Aufbau einer Bibliothek und deren institutionelle Verbindung mit der Universität. Die Stiftsbibliothek in der Heidelberger Heiliggeistkirche, Grundlage und "Kristallisationskern" der Palatina, war in der Tat eine mit der Universität eng verbundene Einrichtung, die daher 1553 als Ottheinrich seine Bücher auf die Bibliotheksemporen bringen lassen wollte, auch offiziell um Erlaubnis zu fragen war.[35] Allerdings nahm sie gegenüber der eigentlichen Universitätsbibliothek – von der sie auch räumlich klar geschieden war – immer eine Sonderstellung ein, da sie als Bibliothek des Heiliggeiststiftes nur mittelbar zur Universität gehörte und weil sie sich von Anfang an ganz wesentlich aus kurfürstlichen Stiftungen genährt hatte und immer noch der von ihrem ersten Stifter Ludwig III. erlassenen Ordnung unterworfen war. Die Bücherbestände der Fakultäten dagegen wuchsen vorwiegend durch die Büchernachlässe Heidelberger Professoren sowie, ab dem späten 15. Jahrhundert, auch durch gelegentliche Ankäufe. Über sie hatte die Universität somit die volle Verfügungsgewalt und konnte die Bibliotheksordnung frei beschließen.
Albrecht von Preußen hatte schon 1529 seine "Nova bibliotheca" in Königsberg aufgebaut und diese 1540 dann einem weiteren Kreis von Interessierten zugänglich gemacht. 1544 folgte schließlich die Universitätsgründung und die Vereinigung mit der seither stetig vervollständigten Schloßbibliothek.[36] Die Ausgangslage Ottheinrichs war eine deutlich andere, das ist unverkennbar. Schloßbibliothek und Universität waren längst vorhanden, sollten jedoch erst sehr spät unter seine Verfügungsgewalt kommen. Der Aufbau einer neuen und bei allen Schätzen der Vergangenheit doch dezidiert protestantischen Bibliothek konnte in der entscheidenden Phase somit nicht auf die Ressourcen eines regierenden Fürsten zurückgreifen. Allerdings war die schließliche Regierungsübernahme in der Kurpfalz für Ottheinrich absehbar und von vorn herein eingeplant.[37] Der planvolle Aufbau einer protestantisch ausgerichteten Büchersammlung zur Beförderung des evangelischen Bekenntnisses und die Vereinigung der Schloßbibliothek mit der Universität bleiben als signifikante Gemeinsamkeiten. Daß hier wesentliche Impulse von Andreas Osiander ausgingen, der für Albrecht ebenso wie für Ottheinrich eine außerordentlich wichtige Rolle spielte, kann an dieser Stelle nur vermutet werden.

Von zentraler Bedeutung dürfte allerdings auch hier das Vorbild Wittenbergs gewesen sein. Dort war die enge Verbindung von Schloßbibliothek und Universität vorgegeben, ja wurde die Schloßbibliothek spätestens ab 1536 weitgehend für die Universität ausgebaut und sollte dieser zur Verfügung stehen. Allerdings blieb diese Bibliothek im Schloß aufgestellt, was den Benutzungsbedingungen für die Universität nicht eben zugute kam. Der Katalog von 1536 weist rund 1600 Titel in knapp 1000 Bänden nach, war also vom Umfang her deutlich bescheidener als die schließlich durch Ottheinrich zusammengeführten Bibliotheken.[38] Die Wittenberger Schloß- und Universitätsbibliothek bildete übrigens wenig später den Grundstock für die Bibliothek der neu gegründeten Universität in Jena, wo sie bis heute verblieb.[39] Daß Ottheinrichs berühmte Bucheinbände wesentliche Impulse von der charakteristischen Wittenberger Einbandgestaltung dieser Jahre bekommen haben, sei an dieser Stelle nur am Rande vermerkt.[40] Blicken wir nun zurück nach Heidelberg, so wird aus einer sonderbaren Notlösung, die durch den plötzlichen Tod Ottheinrichs unversehens Dauer gewonnen habe, die bewußte und wohlüberlegte Begründung einer bedeutenden Bibliothek die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Universitätsreform und natürlich der Reformation in der Kurpfalz gesehen werden muß.

Vor allem die Universitätsreform ist hier zu beachten, denn sie hatte ganz konkrete Auswirkungen auf Ottheinrichs Bibliothekspläne.[41] Die Universität wurde aus ihrer kirchlichen Verankerung gelöst und als Landesuniversität unmittelbar in die Obhut des Kurfürsten gegeben. Auch das reformierte Heiliggeiststift befand sich nun ganz in dessen Hand. Die auf den Kirchenemporen zunächst nur räumlich vereinigten Bibliotheken wurden somit zur großen kurfürstlichen und somit gleichsam zur "Landesbibliothek".[42] Auch an dieser Stelle wird deutlich, wie eng und wohlüberlegt hier verschiedene Maßnahmen Ottheinrichs als Heidelberger Kurfürst miteinander verzahnt waren. Es spricht somit alles dafür, daß die Unterbringung seiner Bücher im Heiliggeiststift von 1553 wie auch die wohl 1556 erfolgte Verlagerung eines ganz erheblichen Teiles der Älteren Schloßbibliothek dorthin Teil einer langfristigen Planung waren und keinesfalls nur kurzfristige Provisorien. Ob Ottheinrich längerfristig auch an einen autonomen Bibliotheksbau dachte, ist nicht von vorn herein auszuschließen. Allerdings wäre zu fragen, wo dieser dann innerhalb der Stadtmauer hätte stehen sollen. Eine weitere These favorisiert Hubach im Rahmen seiner Forschungen zu den Kunstsammlungen und Bauten der Pfälzer Fürsten: der Plan einer erneuten Unterbringung der Büchersammlung im Heidelberger Schloß, in Anlehnung an die Augusteische Bibliothek auf dem römischen Palatin[43]. In Anbetracht der Tatsache, daß es keinerlei konkrete Hinweise für solche Pläne gibt und sich eine vergleichbare Lösung (die "Universitätsbibliothek im Schloß", s.o.) in Wittenberg keineswegs besonders bewährt hatte, würde ich ein solches Projekt für weniger wahrscheinlich halten. Die panegyrischen Vergleiche von Ottheinrich mit antiken Herrschern hinsichtlich der Förderung von Schrifttum und Bibliotheken (s.u.) rekurrieren jedenfalls gerade nicht auf Augustus.

Motive

Die Beweggründe für den planmäßigen Aufbau einer Bibliothek liegen auf der Hand. Schon die zeitliche Koinzidenz der Hinwendung zur Reformation mit dem Beginn der Bucherwerbungen und der Anfertigung der frühesten persönlichen Einbände in den frühen 40er Jahren weist auf einen unmittelbaren Zusammenhang hin.[44] Explizit geht die bereits angeführte Vorrede Caspar Hedios von 1546 darauf ein. Die persönlichen Interessen Ottheinrichs prägten ebenfalls seine Bücherkäufe. Schließlich spielte auch der Gedanke an die Verbindung mit einer künftigen reformierten Landesuniversität mit Sicherheit bald eine wichtige Rolle. Parallel dazu lieferten vielzitierte historische Vorbilder Handlungsmodelle und Deutungsmuster für das Selbstverständnis Ottheinrichs und seiner Zeitgenossen. Liest man etwa die schon von Schottenloher herangezogenen Widmungsvorreden der Zeit und vor allem natürlich die an Ottheinrich, so wird man immer wieder auf dieses prägende Vorbild antiker Herrscher verwiesen.

Der schon genannte Hedio führt hierbei Alexander den Großen ins Feld. Andreas Schöner lobte, daß Ottheinrich dem Beispiel des Ptolemaeus folge und keinen Aufwand scheue, die wahre Religion und die edlen Studien zu erhalten und zu pflegen.[45] Der kurfürstliche Leibarzt Johann Lange, der Ottheinrich seit dessen Jugend kannte, hebt ebenfalls in einer Widmung die Bedeutung der antiken und modernen Bibliotheken hervor und würdigt Ottheinrich ausdrücklich.[46] Die Vorrede zur "Epitome" der "Bibliotheca universalis" Conrad Gesners von Josias Simmler aus dem Jahr 1555 verweist ebenfalls ausführlich auf die antiken Herrscher als Förderer und Gründer von Bibliotheken[47]. Über Karl den Großen und dessen Hofbibliothek kommt Simmler zu Ottheinrich und seiner "bibliotheca pulcherrima" hebräischer, griechischer und lateinischer Werke, die er ausdrücklich in diese Tradition stellt.[48] Selbst die Vorrede des Druckers zu einer Sammlung alchemischer Schriften von 1550 hebt zunächst mit dem Rekurs auf die antiken Herrscher an, die die Wissenschaft nicht aus eitlem Gewinnstreben gefördert hätten, sondern zum Nutzen der Menschen, Ottheinrich wird dort jedoch nicht nur als Förderer und Bibliotheksgründer gelobt, sondern auch selbst als geschickter Forscher.

Gerade die Tatsache, daß hier ein immer wieder bemühter Topos vorliegt, zeigt wie nahe den Zeitgenossen der Gedanke lag, sich hinsichtlich fürstlicher Büchersammlungen und der Förderung des Schrifttums auf das Vorbild der großen Herrschergestalten der Antike zu berufen. Die Aussicht auf den langfristigen Ruhm des Bibliotheksgründers in dieser Tradition dürfte auch Ottheinrichs Motivation gestärkt haben. Ausdrücklich spricht dies 1552 der in seinen Diensten stehende Sekretär und Kalligraph Heinrich Rüdinger an.[49] Nachdem auch er betont, daß Ottheinrich "mit sondern vleiß und uncosten" am planvollen Aufbau einer Bibliothek arbeite und er dies als besondere Aufgabe eines Fürsten herausstreicht, geht er auch auf die hieran geknüpfte Zukunftsperspektive ein. Es sei wichtig, daß der Fürst "auch den nachkommenden ainen schatz von allerlay kunsten vorbehalte, dardurch er von inen nach vilen jaren in loblicher gedechtnus erhalten und fur solches werck gepreiset werde".[50] Die Gestaltung gerade auch der Bibliotheksbände mit Monogramm, Devise und Bildnis Ottheinrichs stellte sicher, daß der Glanz dieses Nachruhms auch auf den richtigen fiel. Daß Ottheinrich sich in vielerlei Hinsicht am Vorbild römischer Kaiser und schließlich an der Vorstellung eines kommenden "Friedenskaisers" orientierte hat die neuere Forschung nachdrücklich unterstrichen.[51]

Ottheinrichs Bücher

Nachdem nun von Ottheinrichs Sammeltätigkeit und ihren Beweggründen die Rede war, bleibt noch die Frage nach den Büchern selbst. Was waren das für Bände, die der Fürst in den 40er und 50er Jahren zusammengetragen hatte? Welche Inhalte lassen sich fassen und was geschah mit diesen Büchern?

a) Kammerbibliothek

Durch das erhaltene Inventar der sogenannten Kammerbibliothek – der beim Regierungsantritt in der Kurpfalz von Neuburg nach Heidelberg überführten persönlichen Büchersammlung Ottheinrichs – sind wir über einen Teil seines Buchbesitzes bis 1556 recht detailliert unterrichtet[52]. Allerdings umfaßt dieses Verzeichnis der "buecher so in meins gnedigsten Herrn stuben vund camer, vnd von Neuburg kommen seind" keineswegs alle Bücher in seinem Besitz, wie bereits ausgeführt wurde. Mit 390 Einzelpositionen weist das Inventar der Kammerbibliothek einen für die Zeit ansehnlichen, aber keineswegs außerordentlichen Bestand aus. Dabei ist zu bedenken, daß die einzelnen Einträge sich auf sehr unterschiedliche Stücke beziehen, von der schmalen Broschüre bis zum mehrbändigen Werk. Sehr aufschlußreich für die ganz persönlichen Sammelschwerpunkte Ottheinrichs ist die Verteilung der Schriften auf die einzelnen Sachgebiete. Eine rundum ausgewogene, alle Wissensgebiete gleichmäßig abdeckende Handbibliothek sucht man hier vergeblich. Der gesamte Bereich der Religion etwa nimmt mit über 150 Titeln den mit Abstand breitesten Raum ein (rund 39 %). Die Reformationsschriften wiederum stehen dabei an erster Stelle mit rund 90 Titeln, darunter viele Streitschriften zu den aktuellen theologischen Diskussionen. Verhältnismäßig gering ist der Anteil biblischer Texte und der Kirchenväter mit nur 12 Bänden. Auch die späteren Erwerbungen – zumeist in der Bibliotheca Palatina in Rom und Heidelberg erhalten und in deren historischen Katalogen dokumentiert – zeigen einen Schwerpunkt auf der Literatur zu den theologischen und religionspolitischen Kontroversen der Zeit[53].

Die weiteren auffälligen Schwerpunkte liegen auf Schriften zu Astrologie-Astronomie, Geomantie und Verwandtem mit über 60 Titeln (16 %) und auf Werken zur Geschichte, von denen ich 57 Titel ausmachen konnte (etwa 15 %), darunter sehr gut vertreten sind Werke des bayerischen Historiographen Aventin. Unter die genannten drei Themenschwerpunkte (Religion, Astrologie, Historiographie) fallen etwa 70 % der aufgelisteten Titel. Ins Auge fallen auch die immerhin 12 Werke zur Architektur, an erster Stelle Vitruv in lateinischer und italienischer Sprache und Sebastiano Serlio als wichtiger Autor der italienischen Renaissance. In den genannten Bereichen – von der Reformation bis zur Baukunst – kann man die persönlichen Interessen Ottheinrichs vermuten. Dies zeigt auch die ihm 1554 gewidmete handschriftliche Übersetzung der "Margarita Philosophorum" von Jonas Freudenberg, heute als zweiter Teil des Cod. Pal. germ. 801 in der Heidelberger Universitätsbibliothek. Im weiteren Sinne Literarisches, zumeist auf Deutsch, nimmt ebenfalls einen nicht zu vernachlässigenden Platz ein, oft handelt es sich jedoch um schmale Werke.
 

Auffällig ist der insgesamt sehr geringe Anteil an klassisch-lateinischer Literatur und Arbeiten zur Antike. Das Werk des Vitruv zur Architektur wurde bereits angesprochen, dazu kommen zwei zeitgenössische Schriften zur Münzkunde, darunter ein Druck des Enea Vico von 1553. Eine griechische Ptolemäus-Handschrift gehört in den Zusammenhang der astronomischen Interessen. Zwei Pergamenthandschriften mit Werken von Vergil und Horaz waren ihres Alters wegen von ganz besonderem Interesse. Das ausführlichere Verzeichnis der nach Ottheinrichs Tod nach Neuburg an Herzog Wolfgang verbrachten Kammerbibliothek verzeichnet sie entsprechend: "Virgilius... Lateinisch uf Pergament geschriben, in bretter gebunden unnd weissem leder uberzogen, sehr allt"[54] sowie: "Opera Horatii... gar allt, uf Pergament geschriben..."[55]. Hinter dem ersten Eintrag verbirgt sich nichts geringeres als der Vergilius Palatinus, eine spätantike Handschrift, entstanden in der Zeit um 500, die als bester Textzeuge für Bucolica, Georgica und Aeneis gilt (Cod. Pal. lat. 1631). Sie gelangte aus Lorsch in Ottheinrichs Besitz. Die von diesem hart gerügte Bemerkung Sebastian Münsters in seiner Cosmographie, daß er im Kloster Lorsch eine Handschrift gesehen habe, die Vergil eigenhändig geschrieben haben soll, bezieht sich wohl auf diesen Codex. Auch die Kostbarkeit dieses einzigartigen Besitzes kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die klassische Literatur in Ottheinrichs Bücherschätzen nur am Rande vorkommt. Es scheinen eher die Übersetzungen ins Deutsche gewesen zu sein, denen sein persönliches Interesse galt. So findet sich eine zeitgenössische Übertragung der Terenzkomödie Andria.[56] Cicero, der wohl wichtigste römische Autor, ist mit ganzen zwei Werken in deutscher Sprache vertreten, beides Handschriften (die Tusculanen und "de senectute"). So verbreitete Werke wie "de officiis" oder den "Laelius" (de amicitia) findet man nicht. Ganz offenbar bestand bei Ottheinrich kein persönliches Interesse an antiker Literatur als solcher.[57] Dieser Befund gewinnt noch beträchtlich an Schärfe, vergleicht man etwa das Bücherlegat Friedrichs des Siegreichen an seinen natürlichen Sohn Ludwig von 1476, unter dessen 118 Einzelpositionen sich gut 30 lateinische Klassikertexte finden.[58] Die Welle des Pfälzer Frühhumanismus war längst verebbt und hatte Ottheinrich offenbar nicht mehr erreicht.

Sein Interesse an der Astronomie mag den griechischen Ptolemäus in seinen Besitz gebracht haben, Münzen und Medaillen waren ein Sammelgebiet, dem auch Ottheinrich anhing. Wenn er also Werke zur Numismatik besaß, spricht auch dies nicht für ein primär humanistisches Interesse an der Antike. Die Suche nach besonders alten Handschriften hängt zum einen mit der Hoffnung zusammen, darin den alten guten, noch unverderbten Gebräuchen der Kirche auf die Spur zu kommen, zum anderen ist es schlicht die Freude am Seltenen und Kostbaren, die ihn antrieb. Auch das Bewußtsein, daß es notwendig sei, die alten Zeugnisse zu erhalten und in einer Bibliothek nutzbar zu machen, mag man voraussetzen können. Ein ganz besonderer Teilbestand der Büchersammlung des Herzogs findet sich wenigstens in Spuren in dieser Kammerbibliothek: drei hebräische und eine "syrische" Handschrift. Die 1555 von dem französischen Gelehrten Guillaume Postel an Ottheinrich verpfändeten und nicht wieder ausgelösten Handschriften waren jedoch weit zahlreicher. Das "alt wolgeschriben hebraysch buch, jlluminiert" kann nicht dazu gehört haben, denn es ist, so der Eintrag, "von Rom kommen".[59] Der "Liber sancti evangelii de Jesu Christo... Syriaca lingua" jedoch könnte aus dem Besitz Postels kommen, dessen Sprachstudien vor allem einer Christianisierung des Orients hatten dienen sollen.[60] Schon um der Idealvorstellung einer Bibliothek der drei Sprachen der antiken und christlichen Überlieferung, Hebräisch, Griechisch und Latein, genügen zu können, war der Besitz solcher Werke besonders erstrebenswert.

b) Bibliotheksgründung

Die von Ottheinrich gesammelten und nicht der Kammerbibliothek einverleibten Bücher aus der Zeit seines kurpfälzischen Exils sind für uns größtenteils nur schwer faßbar. Wir dürfen sie in den Bänden sehen, die 1553 in die Heiliggeistkirche gebracht wurden. Leider kennen wir bisher kein Inventar dieses Bestandes. Gegenüber den 1505 dort nachgewiesenen 238 Bänden der Universität waren sie sicher bei weitem in der Überzahl. Daß für die neu dort aufzustellenden Bücher die alten Pulte geräumt und die Bände der Universität in neuen, von Ottheinrich zu finanzierenden, Behältnissen aufbewahrt werden sollten, spricht ebenso für die Vorherrschaft der Neuzugänge wie die Anfertigung solider Schlösser für den Zugang zur Bibliotheksempore und die Vereinbarungen über die Schlüsselgewalt.[61] Zum Inventar der Schloßbibliothek von 1556,[62] angelegt also wohl unmittelbar nach Ottheinrichs Regierungsantritt in Heidelberg, ist anzumerken, daß es – soweit ich das übersehe – nur sehr wenige Bücher aus seinem persönlichen Besitz umfaßt, so etwa die ererbte Armenbibel Cod. Pal. germ. 148.[63] Dafür finden sich hier etliche der deutschen Palatinahandschriften, also Werke, die man eher nicht in einer primär universitären Bibliothek suchen würde. Die besonderen Kostbarkeiten der Heidelberger Codices Palatini germanici aber sind nicht verzeichnet, man kann sie jedoch zu einem späteren Zeitpunkt im Schloß nachweisen. Dies spricht dafür, daß es sich beim Inventar von 1556 lediglich um ein Verzeichnis derjenigen Bände handelt, die unter Ottheinrich vom Schloß auf die Bibliotheksemporen der Hl. Geistkirche gebracht wurden. Die Zimelien blieben wohl weiterhin im Schloß, denn sie erscheinen in dem Inventar, das 1610 nach dem Tod Friedrichs IV. angelegt wurde und sich heute als Cod. Pal. germ. 809 in der Universitätsbibliothek Heidelberg befindet.[64] Ein weiterer Teilbestand, über den man gerne Genaueres wüßte sind natürlich auch die "geheimen Bücher" in der großen eichenen Truhe. Aus dem Testament Ottheinrichs erfährt man jedoch lediglich, daß die Bände ebenfalls unveräußerlich sein sollten.[65] Vermutlich deckte sich deren Inhalt zumindest teilweise mit der schwarzen Kiste "darinnen allerhandt beschriebene und getruckte büecher zur alchemisterei... ", die das Schloßinventar von 1584 unter der leider recht kryptischen Ortsbezeichnung "Uf dem newen brewlen" aufführt.[66]

Eine zuverlässige Erfassung der aus Ottheinrichs persönlichem Besitz in die Palatina eingegangenen Bände wäre nur über eine umfassende Aufarbeitung aller vorhandenen Quellen und durch ein Ausschlußverfahren zu erreichen. Die Grundlage hierzu böte neben einer zuverlässigen Erfassung aller Ottheinricheinbände[67] vor allem das – leider ziemlich chaotische – Inventar der Palatina von 1581 sowie die weiteren Zeugnisse zu Ottheinrichs Buchbesitz. Umfangreiche Vorarbeiten hierfür liegen vor.

Fazit

Die Zusammenführung der angeführten drei Bücherbestände, der universitären Stiftsbibliothek, der kostbaren Sammlung Ottheinrichs und der gewachsenen "Älteren Schloßbibliothek" auf der Bibliotheksempore der Heidelberger Heiliggeistkirche, war der eigentliche Gründungsakt jener großen "Bibliotheca Palatina" des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts. Durch die nunmehr ganz beträchtliche Basis, durch seinen Ruhm als Büchersammler, durch die konfessionelle Weichenstellung und schließlich durch seine persönlichen Kontakte hat Ottheinrich zudem den Boden bereitet für die spätere Zuwanderung der Bibliothek Ulrich Fuggers. Die dabei zusammengeführten Bestände bildeten somit, gleichsam als "Kristallisationskern", Anlaß und Voraussetzung für das weitere Wachsen der Bibliothek. Die einheitliche Kennzeichnung der Bände dieser Bibliotheksgründung durch den "Ottheinricheinband", einer durchaus persönlichen Schöpfung des Fürsten, war geeignet die Bestandteile der Sammlungen auf unübersehbare Weise zusammenzubinden. Zudem, und auch dieser Aspekt verdient unsere Aufmerksamkeit, bedeutete die Anbringung des eigenen Supralibros mit Porträt, Wappen und Jahreszahl in diesem Kontext eine ebenso explizite Denkmalsetzung wie der Bau des aufwendigen Grabmals am selben Ort, der Heidelberger Heiliggeistkirche.[68] Der Versuch, zu gewährleisten, daß auch nach seinem Ableben die von ihm zusammengebrachten Bände weiterhin mit seinen Einbänden versehen würden,[69] spricht eine deutliche Sprache. Das Zustandekommen dieses sehr soliden Grundstocks war alles andere als Zufall. Nicht nur Ottheinrichs Beitrag im engeren Sinne, also die 1553 eingebrachte Sammlung der Exilzeit, war mit einem klaren Ziel vor Augen zusammengetragen worden, auch die Zusammenführung mit den von seinen Vorfahren gestifteten Büchern von Heiliggeist und mit der Schloßbibliothek erfolgte als logischer und lange im Voraus bedachter Schritt der Gründung eines geistigen Hortes der evangelischen Gelehrsamkeit zur Festigung und Ausbreitung des neuen Bekenntnisses im Verbund mit der reformierten, nunmehr kurfürstlichen, Universität. Der Ausbau der Residenz als intellektuelles wie religiöses Zentrum unter dem leuchtenden Zentralgestirn des Herrschers korrespondiert dabei mit dem neuen und ebenso neuartigen wie ehrgeizigen Palastbau Ottheinrichs.
 

Quellen:

Die beigefügten Übersetzungen sollen lediglich die Lektüre der lateinischen Textstellen erleichtern. Stilistische Härten im Deutschen wurden daher in Kauf genommen im Interesse einer möglichst sinngemäßen und leicht nachvollziehbaren Übertragung.

I.

Heidelberg, Universitätsarchiv, UA I,3 Nr. 7 (Acta universitatis 1549-1560)[70], f. 136v [1553, Rektor: Johannes Wagemann]

15 Aprilis congregata universitate per iuramentum, proposui Illustrem / Principem Ottonem Henricum gratiose petere, ut sibi usus biblio-/ thecae apud Sanctum Spiritum, ab universitate concederetur tantum / ad tempus, ut incomparabilem librorum thesaurum, quem maximis / laboribus et sumptibus conquisivisset, in eum locum reponeret, / velle ipsius celsitudinem, suis expensis, cistam fieri curare, / in quam universitas, libros suos, in pulpitis repositos, interea / temporis reponeret, Qua petitione ipsius Principis audita, / varia in deliberationem venerunt, tandem vero visum est / aliquot pulpita eius bibliothecae, Principis usui esse conce-/ denda, in quae suos libros reponeret ad tempus, nostros vero / libros ab illis pulpitis esse removendos, et in cistam reponen-/ dos, petiit insuper ipsius celsitudo, ut sibi liceret, ianua bib-/ liothecae seris ita munire, nequis alius, pretaer se et suos, ad / eam rem deputatos, dictam bibliothecam ingredi posset, tantisper, / dum, ipsius libri, in eo loco, positis essent, cui petitioni uni-/ versitas, ex causis acquievit.

Als die Universität am 15. April durch "iuramentum" versammelt war, habe ich [Rektor Wagemann] vorgetragen, daß der erlauchte Fürst Ottheinrich gnädig bitte, daß ihm die Benutzung der Bibliothek beim Hl. Geist durch die Universität eingeräumt werde, nur soviel zunächst, daß er den unvergleichlichen Schatz an Büchern, den er durch größte Anstrengungen und Kosten zusammengebracht habe, dort aufbewahren möge. Jener Erlauchte wolle auf seine Kosten einen Kasten[71] machen lassen, in dem die Universität unterdessen ihre Bücher, die auf Pulten liegen, aufbewahrt. Nachdem diese Bitte des Fürsten angehört worden war, kamen verschiedene Dinge zur Erörterung, schließlich aber wurde als richtig angesehen, daß einige Pulte jener Bibliothek der Benutzung durch den Fürsten eingeräumt werden sollen, in die er zunächst seine Bücher legen möge. Unsere Bücher aber sind von diesen Pulten zu entfernen und in den Kasten zu legen. Zudem hat jene Hoheit darum gebeten, daß ihm erlaubt werde, den Eingang der Bibliothek so mit Schlössern zu sichern, daß niemand anderes als er und diejenigen, die er damit beauftragt, die besagte Bibliothek betreten können, so lange wie seine Bücher an jenem Ort untergebracht seien,[72] welche Bitte die Universität aus Gründen gewährt hat.

II.

Hubert Thomas Leodius, Annalium de Vita et Rebus Gestis... , Frankfurt 1624, S. 293-295 De Aedificiis Friderici, S. 294
Antequam factus esset Elector Princeps Fridericus detestabatur magnificentiam et sumptus, quos frater Ludovicus in reparatione arcis Heidelbergensis faciebat, et se in alios potiores usus eos sumptus mutaturum pollicebatur, cum mortuo fratre, et ad electionem admissus mox maiores inchoavit et inprimis vetustatem aedificii ubi fuerat Ihettae fanum sumptum maximo reparare instituit. Et in Bibliothecae usum elegantem et maximam cameram aedificare fecit: summitatem vicinae turris à fratre dudum constructum demoliri fecit. Quod aedificium postquam consummavit, mutata sententia, de Bibliotheca in usum computationum convertit, et maximam campanam in praedicta turri appendere fecit.

Bevor er zum Kurfürsten gemacht wurde, verabscheute der Fürst Friedrich die Großartigkeit und den Aufwand, die sein Bruder Ludwig bei der Erneuerung des Heidelberger Schlosses betrieb[73] und er versprach, daß er diese Mittel zu anderen, wichtigeren Verwendungen umwidmen würde. Als jedoch der Bruder tot war und er zur Kurwürde gelangte, begann er schon bald noch Größeres und ordnete vor allem an, das alte Gebäude [an der Stelle], wo das Heiligtum der Jetta war,[74] mit größtem Aufwand zu erneuern.[75] Zur Benutzung als Bibliothek ließ er eine geschmackvoll gestaltete und große Kammer bauen. Die Spitze des benachbarten Turmes,[76] vom Bruder zuvor errichtet, ließ er abtragen. Dieses Gemach wandelte er später, nachdem es vollendet war und als er seine Meinung geändert hatte, von der Bibliothek zur Benutzung durch die "Finanzverwaltung" um und er ließ im besagten Turm eine große Glocke aufhängen.



III.

Heinrich Alting (1583-1644): Henrici Altingii Historia Ecclesiae Palatinae, S. 165f. (Monumenta pietatis et litterariae, Frankfurt/M. 1702). Da Alting die beschriebenen Ereignisse nicht aus eigenem Erleben kannte, sondern sich oft auf Überlieferungen stützte, die für uns nicht mehr verifizierbar sind, ist seinem Bericht gegenüber selbstverständlich größere Vorsicht geboten als der Primärquelle der Universitätsakten (I.) oder der Schrift des Augenzeugen und als Sekretär Friedrichs am Geschehen oftmals unmittelbar Beteiligten Hubert Thomas (II.). Von diesem bezog Alting seine Information zum Bibliotheksraum Friedrichs II. Zur Bücherbeschaffung aus Italien und Frankreich stimmt der entsprechende Absatz bei Daniel Pareus fast wörtlich überein.[77]

[Elector Otto Henricus] Postremò in usum pariter & ornamentum Academiae, ex tenuibus initiis Bibliothecam, (...), non tam ampliorem fecit, quàm penè novam condidit. Cui augendae per idoneos homines ex Galliâ & Italiâ varios autores MSS. & raros, eos praesertim, qui ad Religionis verae demonstrationem conferre possent, inquiri jussit, eosque magno sumptu comparavit: additis etiam melioribus ac vetustioribus, qui in Monasteriis Palatinatûs inveniebantur. (...) Destinarat jam Fridericus II. Elector Bibliothecae elegans & spatiosissimum coenaculum in arce Heidelbergensi, ubi prima ejus sedes, loco angustiore, erat.[78] Quod cum aliis usibus Aulae cederet, successor Otto Henricus paravit ei aream in Urbe, non longè à Cancelleriâ, ad quam etiam curru devehi posset, ipse gravis corpore. Quod totum festinata mors ei intervertit. Hucusque perducta fuit Reformatio Ecclesiae Palatinae Ottone Henrico Electore in Palatinatu inferiore ad Rhenum, nec diversa ratio fuit in Palatinatu Superiore Bavariae (...).

Der Kurfürst Ottheinrich hat später die Bibliothek aus geringen Anfängen, zum Nutzen ebenso wie zum Schmuck der Universität, nicht nur vergrößert, sondern fast schon neu gegründet. Um diese zu erweitern, befahl er, daß geeignete Männer in Frankreich und Italien nach Handschriften und seltenen Exemplaren verschiedener Schriftsteller suchen sollten, vor allem solchen, die zum Beleg der wahren Religion beitragen könnten, und er hat diese Bücher unter großen Kosten erworben. Dazu kamen noch die besseren und schöneren Bände, die man in den Klöstern der Pfalz vorfand. (...). Schon Kurfürst Friedrich II. hatte der Bibliothek einen geschmackvoll gestalteten und großen Raum[79] im Heidelberger Schloß bereitet, wo sein erster Sitz auf engerem Raum war. Da er [Friedrich] diesen Raum aber einer andere Nutzung durch den Hof überließ, hat sein Nachfolger Ottheinrich der Bibliothek einen Platz in der Stadt bereitet, nicht weit von der Kanzlei, an den er auch mit dem Wagen fahren konnte, da er schweren Leibes war. Dies alles hat ihm jedoch sein baldiger Tod genommen. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Reformation der Pfälzer Kirche durch Ottheinrich in der unteren Pfalz am Rhein durchgeführt, nicht anders war es in der bayerischen Oberpfalz.


[1]     Zu Ottheinrich als Büchersammler ist eine Reihe von grundlegenden Untersuchungen zu nennen, die auch den folgenden Ausführungen zugrunde liegen: Hans Rott, Ott Heinrich und die Kunst, Heidelberg 1905 (Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses 5); Karl Schottenloher, Pfalzgraf Ottheinrich und das Buch. Ein Beitrag zur Geschichte der evangelischen Publizistik, Münster/ Westfalen 1927 (Reformationsgeschichtliche Studien und Texte, Heft 50/51); Renate Klauser, Der Freund und Sammler von Büchern, in: Georg Poensgen (Hg.), Ottheinrich. Gedenkschrift zur vierhundertjährigen Wiederkehr seiner Kurfürstenzeit in der Pfalz (1556-1559) (Sonderband der 'Ruperta Carola'), Heidelberg 1956, 118-140; Wolfgang Metzger, "Ein recht fürstliches Geschäft", Die Bibliothek Ottheinrichs von der Pfalz, in: Pfalzgraf Ottheinrich. Politik, Kunst und Wissenschaft im 16. Jahrhundert, hrsg. von der Stadt Neuburg an der Donau, Regensburg 2002, S. 275-316. Grundlegend bleibt auch: Elmar Mittler u.a. (Hgg.), Bibliotheca Palatina. Katalog zur Ausstellung vom 8. Juli bis 2. November 1986, Textband, Heidelberg 1986. Einige kurzgefaßte Anmerkungen zur Rolle Ottheinrichs bietet: Walter Berschin, Die Palatina in der Vaticana: eine deutsche Bibliothek in Rom, Stuttgart-Zürich 1992, S. 10. Einen knappen Überblick über die Geschichte der Bibliotheca Palatina im 16. Jahrhundert bietet schließlich: Wolfgang Metzger, Wissenschaft und Bibliophilie. Die Bibliotheca Palatina von Ludwig V. bis zu Johann Casimir, in: Kostbarkeiten gesammelter Geschichte. Heidelberg und die Pfalz in Zeugnissen der Universitätsbibliothek, Heidelberg 1999 (Schriften der Universitätsbibliothek Heidelberg 1), S. 19-37 und 159-180.

[2]     Zu Holzmann/ Xylander: ADB 44, S. 582-593.

[3]     Vgl. Renate Neumüllers-Klauser, in: Mittler (wie Anm. 2), S. 213f.

[4]     Zu Gasser: Karl Heinz Burmeister, Die Bibliothek des Arztes und Humanisten Achilles Pirmin Gasser (1505-1577) mit besonderer Berücksichtigung der libri poetici, in: Bibliothek und Wissenschaft 20 (1986), S.49-72. Zur Person: Ders., Achilles Pirmin Gasser, 1505-1577, Arzt und Naturforscher, Historiker und Humanist, 3 Bde., Wiesbaden 1970/75. Zu Reuber: Friedrich Wilken, Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Heidelbergischen Büchersammlungen. Ein Beytrag zur Literärgeschichte vornehmlich des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts, Heidelberg 1817, S.128f.

[5]     Elmar Mittler, in: ders. (wie Anm. 2), S. 459f.; Wolfgang Metzger, Die humanistischen, Triviums- und Reformationshandschriften der Palatini latini in der Vatikanischen Bibliothek, mit Beiträgen von Veit Probst, Wiesbaden 2002 (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg, Bd. 4), S. IXX-XXII.

[6]     Schottenloher konnte 200 Titel des Kammerbibliotheksverzeichnisses von 1556 im späteren Inventar wiederfinden (Schottenloher [wie Anm. 2], S. 17); das Verzeichnis von 1556 ist abgedruckt bei Ludwig Rockinger, Die Pflege der Geschichte bei den Wittelsbachern, München 1880, S. (1)-(18), ein Teilabdruck des Verzeichnisses von 1566 (München, Hauptstaatsarchiv, Pfalz-Neuburg Akten 165) findet sich bei Rott (wie Anm. 2), S. 206-215.

[7]     Karl Schottenloher, Bücher bewegen die Welt, Bd. 1, Stuttgart 1951, S. 225, danach auch Klauser (wie Anm. 2), S. 136.

[8]     Vgl. Anton Schall, in: Mittler (wie Anm. 2), S.92.

[9]     Über die Bestände der drei Büchersammlungen der Universität - die Bibliothek der oberen Fakultäten, die der unteren Fakultäten und die Bibliothek in der Hl. Geistkirche - informieren Inventare aus den Jahren 1466 bis 1505 (Heidelberg, UB, Heid. Hs. 47 und 47a). Vgl. hierzu Ludwig Schuba, in: Mittler (wie Anm. 2), S. 10f. Zu Alting siehe unten, Quellen III.

[10]    Zu Hubert Thomas aus Lüttich: Gilbert Tournoy, Humanistische Historiographie in Heidelberg: Hubert Thomas Leodius, in: Heidelberger Jahrbücher 38 (1994), S. 201-214. Die Textstelle ist im Anhang abgedruckt (Quellen II.).

[11]    siehe unten, Quellen III.

[12]    Wilken (wie Anm. 5), S. 108f. und Anm. 12.

[13]    ...quod totum... mors ei intervertit – das alles hat der Tod ihm entwendet. Wilken mag hier "intervenit" gelesen haben und geschlossen, der Tod sei ihm bei der Ausführung "dazwischen gekommen". Daß der "eigentlich geplante" Bau oder die Einrichtung einer Bibliothek in der Stadt verhindert worden wäre, wird mit keinem Wort angedeutet. Alting berichtet lediglich, daß Ottheinrich durch seinen frühen Tod dies alles verlor.

[14]    Siehe unten, Quellen II.

[15]    Siehe unten, Quellen III., zur Übersetzung.

[16]    Ein von Rott zitierter Brief von 1550 erwähnt eine "liberei" im "newen baw zu hof", "die baldt verfertigt werden soll". Als Ort hierfür kommt jedoch nur der unter Friedrich errichtete "gläserne Saalbau" in Frage (Rott [wie Anm. 2], S. 57f.).

[17]    Vgl. auch Metzger 1999 (wie Anm. 2), S. 24f.; Zu Friedrich als Auftraggeber von Kunstwerken wird die Heidelberger Habilitationsschrift von Hanns Hubach, Hasloch, umfangreiches neues Material bieten.

[18]    Siehe unten, Quellen I., zuerst genutzt bei Karl Friedrich Kasimir Wundt: Programma de celeberrima quondam Bibliotheca Heidelbergensi, Heidelberg 1776, S. 17, Anm. 25. Wundt zitiert aus dem "7. Band der Universitätsakten", der zur Zeit Wilkens anscheinend nicht mehr auffindbar war (Wilken [wie Anm. 5], S. 109, Anm. 13). Soweit ich sehe, beließen es spätere Kommentatoren dabei, denn die Quelle wird nicht mehr zitiert.

[19]    Zu deren Gründung durch Ludwig III.: Colette Jeudy, Manuscrits achetés à Paris en 1420 par Louis III, comte Palatin du Rhin, in: Bibliothek und Wissenschaft 16 (1982), S. 31-40.

[20]    Der Fürst hatte sein eigenes kleines Territorium wegen Überschuldung verlassen und in die Obhut der Landstände geben müssen – wohl in der Hoffnung den drohenden Zugriff des Kaisers auf den unliebsamen Vorposten der Reformation in den wittelsbacher Landen abzuwenden (so schon David Pareus, Historia Palatina, Frankfurt 1633, S. 5). Diese Hoffnung machte der schmalkaldische Krieg zunichte. 1545 bis 1552 lebte er daher im "Exil" in Heidelberg und Weinheim. Erst nach der "Fürstenrevolution" konnte Ottheinrich im April 1552 sein Land wieder in Besitz nehmen. Als Friedrich II. am 26. Februar 1556 starb, übernahm sein Neffe die Regierung in der Rheinischen Pfalz und die Kurwürde.

[21]    Vgl. Metzger 2002 (wie Anm. 2), S. 303f.

[22]    Frieder Hepp, "Mit der Zeyt". Kurfürst Ottheinrich als Landesherr, in: Pfalzgraf Ottheinrich (wie Anm. 2), S. 94-107, S. 105, Anm. 13.

[23]    Ottheinrich in Weinheim an den kurfürstlichen Kammersekretär Georg Weißbrot in Heidelberg, 2. April 1550: ... Dan als uns Seine Liebden [Friedrich II.] auf unser fruntlich ersuechen ir liberey besichtigen lassen und [wir] die bucher under unsern handen gehabt, ain register darüber zemachen... zit. nach: Rott (wie Anm. 2), S. 57, Anm. 2.

[24]    Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, daß schon in Neuburg unter Ottheinrich die Schloßkapelle zur Aufbewahrung von Büchern gedient hatte (vgl. auch August von Druffel: Des Vigilius van Zwichem Tagebuch des Schmalkaldischen Donaukriegs, München 1877, S. 117).

[25]    Zur Gestalt der Empore(n) und der Aufstellung der Bücher dort siehe: Jörg-Ulrich Fechner, Ein Besuch in der Bibliotheca Palatina 1608. Thomas Coryate in Heidelberg und bei Janus Gruter, in: Bibliothek und Wissenschaft 20 (1986), S. 73-92.

[26]    Ich habe dieses Thema bereits an anderer Stelle ausführlicher behandelt, siehe: Metzger 2002 (wie Anm. 2), S. 275-316.

[27]    Metzger 2002 (wie Anm. 2), S. 276f. und Anm. 4. Privater Buchbesitz wie das anläßlich seiner Hochzeit in Auftrag gegebene Brevier (Ulrich Merkl, Buchmalerei in Bayern in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Spätblüte und Endzeit einer Gattung, Regensburg 1999, S. 302f., Nr. 21), die ererbte "Ottheinrichbibel" (vgl. Brigitte Gullath: Kodikologie und Geschichte der Ottheinrich-Bibel, in: Die Ottheinrich-Bibel, Kommentar zur Faksimile-Ausgabe der Handschrift Cgm 8010/1.2 der Bayerischen Staatsbibliothek München, Luzern 2002, S. 9-37, S. 25-27) oder das von Wilhelm IV. von Bayern geschenkte Chorbuch mit der Ausstattung von Nikolaus Bertschi (vgl. auch Michael Henker, Einführung, in: Pfalzgraf Ottheinrich [wie Anm. 2], S. 150) gehören nicht in den Kontext des Aufbaus einer Bibliothek und müssen hier außer Acht bleiben.

[28]    Schottenloher (wie Anm. 2), S. 6.

[29]    Vgl. Schottenloher (wie Anm. 2), S. 6 sowie Renate Neumüllers-Klauser, in: Mittler (wie Anm. 2), S. 212f.

[30] Zum Testamen vgl.: Helga Unger: Ottheinrich als Büchersammler, in: Ottheinrichs deutsche Bibel. Der Beginn einer großen Büchersammlung, Ausst. Kat. Bayerische Staatsbibliothek München (22.3.-18.5.2002)/ Staatliche Bibliothek Neuburg (24.3.-20.5.2002), München 2002, S. 9-11 (leider ohne Präzisierung hinsichtlich der Version des in mehreren Fassungen überlieferten Testamentes).

[31]    Schottenloher (wie Anm. 2), S. 8.

[32]    Siehe Anm. 24.

[33]    Ludwig Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz nach ihren politischen, kirchlichen und literarischen Verhältnissen, Bd. 1, 2. Aufl. Heidelberg 1856, S. 628 (nach Briefen "im Karlsruher Archiv").

[34]    Zum folgenden vor allem: Jürgen Petersohn, Albrecht von Preußen und Ottheinrich von der Pfalz. Ein vergleichender Beitrag zur deutschen Fürstenkultur und Bibliotheksgeschichte der Renaissance, in: Archiv für Kulturgeschichte 39 (1957), S. 323-360.

[35]    Siehe unten, Quellen I.

[36]    Vgl.: Friedrich Wilhelm Bautz: Albrecht von Preußen, in: BBKL Band I (1990), Spalte 93-94; zur Universitätsbibliothek Königsberg: Katalog der mittelalterlichen deutschsprachigen Handschriften der ehemaligen Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg nebst den mittelalterlichen deutschsprachigen Fragmenten des ehemaligen Staatsarchivs Königsberg. Aufgrund der Vorarbeiten von Ludwig Denecke bearbeitet von Ralf G. Päsler. Herausgegeben von Uwe Meves (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte 15) München 2000, Einleitung.

[37]    Die vielfältigen Projekte, die Ottheinrich in der überaus kurzen Heidelberger Regierungszeit nicht nur anging, sondern schon zu greifbaren Ergebnissen führte, wären kaum undenkbar gewesen, hätte er 1556 nicht schon sehr konkret durchdachte Pläne mitgebracht.

[38]   Sachiko Kusukawa: A Wittenberg University Library catalogue of 1536, Cambridge 1995

[39]    Johann Christian August Grohmann, Annalen der Universität zu Wittenberg, 3 Bde., 1801-1802; Ernst Hildebrandt, Die kurfürstliche Schloß- und Universitätsbibliothek zu Wittenberg 1512-1547. Beiträge zu ihrer Geschichte, in: Zeitschrift für Buchkunde 2 (1925), S. 34-42, 109-129, 157-188; Kusukawa (wie Anm. 38).

[40]    Metzger 2002 (wie Anm. 2), S. 276-280 und passim; allerdings waren die Bände der Wittenberger Schloßbibliothek eher schmucklos gebunden (Hildebrandt [wie Anm. 36], S. 177). Vorbildlich für Ottheinrich wurden eher die mit Portraitplatten geschmückten Einbände für private Auftraggeber, zumeist des protestantischen Adels.

[41]    Vgl. Berschin (wie Anm. 2), S. 10.

[42]    Ende des 16. Jahrhunderts kommt schließlich die Bezeichnung "Land-Bibliothek" auf, die dem neuen Charakter einer obrigkeitlichen, aber der allgemeinen Benutzung zugänglichen Bibliothek Rechnung trägt (Schottenloher [wie Anm. 2], S. 19).

[43]    Hanns Hubach, Hasloch, mündliche Mitteilung. Der Vergleich der Palatina mit der Augusteischen Bibliothek findet sich explizit 1591 im Vorwort Hieronymus Commelins (um 1550-1597) zu seiner Ausgabe der Akten des Konzils von Ephesus (Mittler [wie Anm. 2], S. 427).

[44]    Metzger 2002 (wie Anm. 2), S. 275-316.

[45]    In der Widmung eines von ihm zum Druck beförderten Werkes (Johannis Regiomontani Fundamenta operationum, quae fiunt per tabulam generalem, Neuburg 1555), vgl. Karl Schottenloher: Ein fürstlicher Bücherliebhaber der Renaissance, in: Gutenberg Jahrbuch 28 (1953), S. 180-188, dort S. 183.

[46]    Johannes Lange, Secundum epistolarum medicinalium mescellania... , Basel 1560, S. 24ff. (vgl. auch Schottenloher [wie Anm. 42], S. 185f.).

[47]    Die Widmungsvorrede richtet sich an Pfalzgraf Ludwig (ab 1576 Kurfürst Ludwig VI.).

[48]    Gemäß der Pfälzer "Ideal-Genealogie", wie sie später an der Fassade des Friedrichsbaus im Heidelberger Schloß vor Augen geführt wurde, war Karl der Große der Stammvater des Hauses. Daniel Pareus berichtet, Pfalzgraf Johann I. von Zweibrücken habe den Pfälzer Stammbaum bis auf den Frankenkaiser zurückgeführt (Pareus [wie Anm. 21], S. 5).

[49]    Vgl. Gullath (wie Anm. 27), S. 15 und S. 29 (dort auch die ältere Literatur).

[50]    Heidelberg, UB, Cod. Pal. germ. 833, f. 1r, hierzu auch: Rott (wie Anm. 2), S. 65f., Anm. 1. Vgl. auch Metzger 2002 (wie Anm. 2), S. 302, 304 und S. 315, Anm. 40-42.

[51]    Fritz Grosse, Image der Macht: das Bild hinter den Bildern bei Ottheinrich von der Pfalz (1502-1559), Petersberg 2003, zugl.: Diss. Halle-Wittenberg 2002, S. 87-96 und passim.

[52]    Siehe hierzu: Neumüllers-Klauser (wie Anm. 4), S. 212f. Abgedruckt wurde das Inventar in: Rockinger (wie Anm. 7), S. (1)-(18).

[53]    Vgl. auch Metzger 1999 (wie Anm. 2), S. 19-37 und 159-180, dort vor allem S. 20f.

[54]    München, Hauptstaatsarchiv, Pfalz-Neuburg Akten 165, 14v, Nr. 9.

[55]    München, Hauptstaatsarchiv, Pfalz-Neuburg Akten 165, 15r, Nr. 10.

[56]    Wahrscheinlich der Heidelberger Cod. Pal. germ. 681.

[57]    Zu diesem Schluß kam schon Klauser (wie Anm. 2, S. 126, 128).

[58]    Theresia Berg/ Ulrike Bodemann, Wie ludwigen von Beyern etlich bucher verschriben sin. Buchbesitz und Bildungsfunktion am Heidelberger Hof zur Zeit Friedrichs des Siegreichen, in: Bibliothek und Wissenschaft 24 (1990), S. 1-35. Dazu sind einige Schriften italienischer Humanisten hervorzuheben, wie etwa Guarinus Veronensis oder Lorenzo Valla.

[59]    Rockinger (wie Anm. 7), S. (4), Nr. 19.

[60]    Rockinger (wie Anm. 7), S. (8), Nr. 4.

[61]    siehe unten, Quellen I.

[62]    Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1929, 1932-37, 1940-44 und 1946.

[63]    Sofern die Identifikation zutrifft, hierzu: Karin Zimmermann, Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1-181), Wiesbaden 2003, S. 325f.; Gullath (wie Anm. 27), S. 30, Anm. 139.

[64]    Wilfried Werner, in: Mittler (wie Anm. 2), S. 453f.; die Ottheinrich-Bibel scheint zwischen 1581 und 1610 wieder von der Hl. Geistkirche ins Schloß gekommen zu sein (vgl. Gullath [wie Anm. 27], S. 30).

[65]    Eduard Winkelmann, Urkundenbuch der Universität Heidelberg, Bd. 1: Urkunden, Heidelberg 1886, S. 289, Nr. 197 (Auszug aus dem Testament im Generallandesarchiv Karlsruhe).

[66]    Rott (wie Anm. 2), S. 202.

[67]    Ein solches Projekt kündigte Bettina Wagner von der Bayerischen Staatsbibliothek München an: Die Ottheinrich-Einbände in Neuburg an der Donau, Einbandforschung. Informationsblatt des Arbeitskreises für die Erfassung und Erschließung Historischer Bucheinbände (AEB), Heft 11 (Oktober 2002), S. 17-27, dort S. 26. Bettina Wagner: Ottheinrich-Einbände in Neuburg an der Donau, in: Einbandforschung 11 (2002), S. 17-27; Bettina Wagner: Die Ottheinrich-Einbände in der Bayerischen Staatsbibliothek München, in: Einbandforschung 13 (2003), S. 29-36. Ohne neue Erkenntnisse: Bettina Wagner/ Armin Schlechter: Von der Neuburger Kammerbibliothek zur „Bibliotheca Palatina“ Ottheinrichs Bücher und ihre Einbände, in: Bettina Wagner (Hg.): Bibliotheken in Neuburg an der Donau. Sammlungen von Pfalzgrafen, Mönchen und Humanisten, Wiesbaden 2005, S. 137-154. Hinzuzufügen wären beispielsweise: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Inc. 397 (Einbanddatum 1543); Erfurt, Amploniana, [Sign., Jahr]; sowie ein abgelöster Ottheinricheinband im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg (von Vatikan, Bibliotheca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 528).

[68]    Der Ottheinricheinband ist oft als Ausdruck einer lediglich privaten Liebhaberei des müßigen, da exilierten Fürsten mißverstanden worden. Es gehört jedoch zu den prinzipiellen Neuerungen Ottheinrichs, diese personalisierten Einbände ganz bewußt auch für seine – gerade nicht private – "landesfürstliche" Bibliotheksgründung vorzusehen.

[69]    Gert Reiprich, in: Mittler (wie Anm. 2), S. 12f. und Metzger 2002 (wie Anm. 2), S. 299.

[70]    Orthographie und Interpunktion des Originals wurde hier wie im folgenden beibehalten. Den Zeilenumbruch markiert der Querstrich. Bei den beiden folgenden, im Druck vorliegenden, Texten wurde auf die Markierung des Umbruchs verzichtet.

[71]    "Cista" kann eine Kiste, Truhe oder ein vergleichbares Möbelstück oder Behältnis bezeichnen, daher wurde der ebenfalls relativ unbestimmte Begriff "Kasten" gewählt.

[72]    Die Universität ging offensichtlich durchaus von einer nur vorübergehenden Lösung aus.

[73]    Unter Ludwig V. wurde das Heidelberger Schloß durch umfangreiche Baumaßnahmen verändert und erweitert.

[74]    Zum "Jettenbühl" und seiner Legende: Herbert Derwein, Die Flurnamen von Heidelberg, Heidelberg 1940 (Veröffentlichungen der Heidelberger Gesellschaft zur Pflege der Heimatkunde 1), S. 166, Nr. 380.

[75]    Errichtung des sogenannten "gläsernen Saalbaus" im Osten der Nordseite des Schlosses.

[76]    Der sogenannte Glockenturm an der Nordostecke des Schlosses.

[77]    Pareus (wie Anm. 21), S. 281. Zur Bibliotheksverlegung findet sich bei Pareus leider nichts.

[78]    Anmerkung: Leodius de Aedificiis Friderici II. (siehe Quellen II.).

[79]    "Cenaculum" (eigentlich das Speisezimmer) bezeichnet auch das Obergeschoß, oder einen Raum im Obergeschoß oder unter dem Dach (Dachstube). Es ist anzunehmen, daß sich der Bibliotheksraum in einem Obergeschoß des Gläsernen Saalbaus befand.


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